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Georg Carabelli

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Georg Carabelli

Georg Carabelli

Mit ihm hat alles begonnen: Georg Carabelli, in seinen Anfängen Militärchirurg in der österreichischen Armee, später Zahnarzt der kaiserlichen Familie. Er ist der Begründer der universitären Zahnheilkunde in Österreich und als Entdecker des Tuberculum Carabelli bekannt, welches er im "Systematischen Handbuch der Zahnheilkunde" mit Kupferstichtafeln erfasste. Aufgrund seiner Verdienste erhielt Carabelli das ungarische Adelspädikat Edler von Lunkaszprie. 1821 bekam er von Kaiser Franz die Erlaubnis, an der Universität Wien Vorlesungen über "Zahn-Arzneykunde eine Lehrmittelsammlung, um seinen Zuhörern eine Vorstellung von der Zahnheilkunde in der damaligen Zeit zu geben. Diese Sammlung stellt auch noch heute den Grundbaustein des "Zahnmuseums Wien" dar.

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Ich möchte Ihnen die Anfänge der Zahnheilkunde zu einer Zeit schildern, wo es in Österreich laut der Berliner Vossischen Zeitung aus dem Jahr 1783 unter 200.000 Einwohnern nur 222 Doktor:innen, 75 Wundärzt:innen, 169 Geburtshelfer:innen und VIER Zahnärzt:innen gab. 

(Ausschnitt Vossische Zeitung??)

 

Nur 2 Jahre später, nämlich 1785, wird im (9. Bezirk?? in Wien) das Josephinum gegründet, gebaut von dem berühmten Architekten Isidore Canevale, in dem künftig die theoretische Ausbildung (im Bereich der Zahnmedizin??) erfolgen sollte. Benannt ist es nach Kaiser Joseph II, der, wie schon seine Mutter Kaiserin Maria Theresia, die Ausbildung der Ärzt:innenschaft verbessern wollte. Dies geschah in einer Zeit, in der viele Seuchen wie Pest, Pocken, Typhus und Cholera einen großen Teil der Sterbefälle ausgemacht haben. 

 

* BILD (Josephinum)

 

1806 kam der 19- jährige, aus Pest gebürtige Georg Carabelli (Vater Italiener, Mutter Ungarin) nach Wien und begann hier seine Ausbildung zum Chirurgen, machte als Feldarzt in der österreichischen Armee die napoleonischen Feldzüge von 1809 und 1813 mit, wurde dort auch Primararzt und schloss 1815 mit dem Doktorat der Chirurgie ab.  Dann aber wandte er sich ganz der „Zahnarzneykunde“ zu und absolvierte 1821 das Examen dentisticum. Er muss als Zahnarzt sehr erfolgreich gewesen sein, so erhielt er am 5. Februar dieses Jahres vom Kaiser die Erlaubnis, Vorlesungen über Zahnarzneykunde an der Wiener Universität, heute Akademie der Wissenschaften, zu halten.

 

Die Bedeutung dieses Ereignisses kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Georg Carabelli war nämlich damit WELTWEIT der erste, der eine Venia legendi zu diesem Fach erhielt. Leider aber durfte er nur Vorlesungen halten und auch die Prüfung über sein Fach war ihm verwehrt. Seine Vorträge gehörten zu den bestbesuchten und beliebtesten, oftmals hatte er bis zu 100 Hörer. Eine praktische Ausbildung seiner Studenten, die für dieses Fach unverzichtbar ist, war ihm allerdings nicht erlaubt. Um aber Zahnheilkunde in ihrer Gesamtheit lehren zu können, legte er eine Sammlung von zahnärztlichen Instrumenten und Modellen zu Demonstrationszwecken an.

 

 

Hier sehen Sie teilweise wunderschöne Elfenbeinschnitzereien, die als Carabellisammlung Grundstein unseres Zahnmuseums wurden. So konnte er auch im Hörsaal das Vorgehen eines Zahnarztes am Patienten demonstrieren.

 

1831 wurde er in den Ungarischen Adel erhoben: Georg Carbelli, Edler von Luncaszprie, und 2 Jahre später erlangte er den Titel Leibzahnarzt seiner kaiserlichen Majestät Franz I

 

Aber Carabelli hat auch wissenschaftliche Werke verfasst. 

1831 erschien sein erstes Werk über die Geschichte der Zahnheilkunde. Im Vorwort schreibt er:

„Von den Ärzten meistens nur stiefmütterlich bedacht, hat die Zahnheilkunde bis in der neueren Zeit bis zu seiner Zeit keine verhältnismäßigen Fortschritte mit den übrigen Teilen der Arzeneikunde (sic) gemacht.“ 

 

Und er beschreibt drei Perioden: Vom Entstehen der Zahnheilkunde bei den Hebräern und Ägyptern bis zu den Leistungen des Mittelalters, vom Mittelalter bis Pierre Fauchard, einem der ersten wirklich international anerkannten französischen Zahnärzte und von diesem bis in die Zeit von 1830. Dieses Werk ist hochinteressant, weil darin viele große Namen wie Hippocrates, Celsus  und Galen und so weiter vorkommen, die wir  ja heute noch als die Begründer unserer medizinischen Wissenschaft ansehen. Bemerkenswert ist , dass im Anhang immerhin 314 Werke zitiert wurden.

 

12 Jahre nach seinem ersten Werk schreibt Carabelli die „Anatomie des Mundes“. Und es ist bezeichnend, dass er hier eine persönliche Widmung an seinen berühmtesten Schüler, Moriz Heider. hineingeschrieben hat.

 

 

Von ihm werden wir sicher noch das ein oder andere hören. 

 

Carabellis Beschreibung über die Anatomie des Mundes kann als eine vorbildliche Leistung der damaligen Zeit angesehen werden. Dazu erschien auch ein Band mit Kupfertafeln, die seine

Ausführungen hervorragend unterstützten und bis heute in vieler Hinsicht Bedeutung haben.

 

 

So beschreibt er die verschiedenen Altersgruppen der Patienten:

 

1-12 Kindesalter, 12-24 Jugendalter, 24 38 Erwachsenenalter, 38-60 Mittelalter, 60-72 das hohe Alter, 72-84 das Greisalter, 84-96 das Uralter und über 96 das Kometenalter

 

Weiters unterscheidet er verschiede Verzahnungsmuster:

 

 

 regelmäßig, gerade, offene vorstehende, rückstehenede, zick zack, greise und Greisenmund.

 

Wir erkennen Zahnaufbau und Anomalien

 

 

Was Carabelli aber bis heute berühmt und bekannt gemacht hat, ist die Beschreibung eines nicht immer vorhandenen überzähligen Höckers an den ersten Mahlzähnen des Oberkiefers. Dieser heißt bis heute Tuberculum Carabelli.

 

Kurzum, ein faszinierendes Leben voller Entdeckungen und dabei ist er schon mit 54 Jahren verstorben, wohl an einer Gehirnblutung.

 

Faszinierend, finden Sie nicht? 

Ich möchte mich herzlich bedanken, dass Sie mir bis hierher zugehört haben. 

 

 

Ich hoffe, ich konnte Ihr Interesse für die Geschichte der Zahnheilkunde wecken. (...) Und ich würde mich freuen, wenn wir Rückmeldungen bekommen, was Ihnen besonders gefallen hat und worüber Sie vielleicht noch mehr hören wollen. Es gibt in unserer Geschichte viele Facetten, und viele unglaubliche, faszinierende Details, die wir gerne auch genauer darstellen können. Aber Ihr Interesse ist unser wichtigster Wegweiser. Hoffentlich auf bald!

 

Ihr Dr. Kirchner 

Georg Carabelli